«Ein Traum ist unerlässlich, wenn man die Zukunft gestalten will.» (Victor Hugo)
Bereits am ersten Tag, als ich meinen Dienst als Zugbegleiterin bei der Schynige Platte-Bahn angetreten habe, hat es mich in jeder Herzfaser erwischt. Ich liebe den herben Duft der Natur auf der Schynige Platte, die Farben der Blumen, die Aussicht auf Eiger, Mönch und Jungfrau. Die Gemütlichkeit der Schynige Platte-Bahn ermöglicht es mir bei jeder einzelnen Fahrt in die wundervolle Atmosphäre der Bergwelt einzutauchen.
Aus einer Idee, nach bisher fünf erfolgreichen Produktionen im Schlosskeller Interlaken, wurde eine Vision, ein wunderschöner Projektgedanke.
Ein Freilichttheater auf 1500 Meter über Meer auf meinem Hausberg. Menschen mit der Natur und deren Energie verwöhnen. Ein Erlebnis für jedermann, einmalig, unvergesslich, welches in langer Erinnerung bleibt. Ein Theater am Ort des Geschehens. Ein existentes, nicht gespieltes Stück in Wort und Gefühl.
Ich will Theater machen, das berührt, die Lebendigkeit weckt, und das tiefe Gefühl des wirklichen Seins.
Nun meine lieben Gäste, lassen Sie sich in die Lebendigkeit der Natur und in die Welt der Kunst, des Theaters verführen.
Ich wünsche Ihnen von Herzen viel Vergnügen und eine wunderbar erholsame Zeit auf der Alp Breitlauenen.
Deborah Lanz,
Projektleitung
Über das Stück
«Alpenrosentango» ist ein wehmütiges und heiteres Stück. In der Bar Alpenrose trifft ein junger Mann, der zurückgezogen in seinem Zimmer lebt, auf eine Dame. Sie versucht, ihn mit Charme und Fantasie für das Leben zurückzugewinnen.
«Alpenrosentango» ist ein Stück Schweizer Geschichte, geschrieben von Basler Autor Hansjörg Schneider in den Anfängen der 80er-Jahre. Wir erinnern uns: Die Jugend erwacht, fordert Freiräume für ein freies Leben und öffnet mit Pickel und Schaufel die zubetonierten Strassen und Plätze in den Grossstädten. Ein erneuter Aufbruch und Ausbruch der Jugend aus dem wieder erstarrten Alltag nach 1968 wird gesucht und versucht. Doch nicht alle Jungen haben den Mut zum Aufbruch.....
Stephan, der Protagonist im «Alpenrosentango», ist gefangen in familiären Konventionen, leidet unter den Zwängen der Gesellschaft, und seine Beziehungen zum weiblichen Geschlecht geben ihm auch nicht den nötigen Biss, um in dieser Schweiz zu bestehen.
Ungewollte Ferien mit seiner Mutter in der Schweizer Bergwelt und sein sturer Drang, sich allem Leben zu verweigern, lassen nichts Gutes ahnen. In der Pension, in der sie sich niederlassen, kriegt Stephan trotz frischem Alpenduft keine Luft zum Atmen, und alle gut gemeinten Ratschläge von anderen Gästen verhallen an den schroffen Bergwänden.
Bis er Natascha begegnet... ihre Gedanken, ihre Liebe zum Tango, den sie mit Leidenschaft singt und tanzt, lassen die Hoffnung auf wiederkehrende Lebenslust für Stephan aufkeimen. Curación por el joven suizo?
Hans Peter Incondi,
Regie
Das Stück «Alpenrosentango» war ursprünglich ein Auftragswerk des Zürcher Theaters an der Winkelwiese. Ich sollte für Voli Geiler, die grosse alte Dame des Schweizer Kabaretts, eine Harold und Maude-Geschichte schreiben. Inhalt: Alte Frau liebt jungen Mann und umgekehrt. Als die Proben an der Winkelwiese schon begonnen hatten, tauchte Herr Zweifel, der Inhaber des Theaters auf und erklärte die Proben für beendet, da das Stück schlecht sei.
«Alpenrosentango» wurde dann unter dem schweizerdeutschen Titel «Altwiibersommer» 1984 in der Mansarde des Stadttheaters Bern uraufgeführt. Stephanie Glaser spielte die Tango-Lady Natascha.
Ein Jahr später wurde das Stück dann noch in Zürich aufgeführt. Und zwar im Keller des Schauspielhauses.
Ein junger Mann, der mit dem Leben nicht zurecht kommt, und eine enttäuschte Frau, die sich ein Tango-Leben erträumt: Ich bin gespannt, wie diese Liebesromanze heute ankommt, 26 Jahre nach der Uraufführung. Mal schauen, was Mönch und Jungfrau dazu sagen.
Herzlich
Hansjörg Schneider
Über den Autor
Hansjörg Schneider (* 1938 in Aarau) ist ein Schweizer Schriftsteller und Dramatiker.
Schneider wuchs in Zofingen auf und studierte an der Universität Basel Germanistik, Geschichte und Psychologie. Er promovierte 1966 und arbeitete zunächst als Lehrer und Journalist sowie als Regieassistent am Theater Basel. Schneider lebt in Basel und gehört zu den meistgespielten deutschsprachigen Dramatikern. Er schrieb zahlreiche Romane und Erzählungen. In letzter Zeit ist er mit seinen Kommissär Hunkeler-Krimis einem breiteren Publikum bekannt geworden. (Wikipedia)
